Nach einer kurzen Nacht, stand ich sehr früh auf. Alles was ich heute benötige, packte ich gestern Abend zusammen. Schnell esse ich einen Riegel. Dann gehe ich noch zur Toilette. Dort treffe ich das eine deutsche Pärchen. Um 01:00 Uhr wandern wir los. Die Stirnlampen sind montiert. Über uns breitet sich der wunderschöne Sternenhimmel aus. Zunächst geht es ein Stück auf dem Weg von gestern zurück. Im Licht der Lampen sehen wir einige Hasen davon hoppeln. In kurzen Abständen wurden Pflöcke in den Boden gerammt. Daran befestigt sind Leuchtstreifen. Sie weisen uns den Weg. Manche Leuchtstreifen sind auch an Bäumen oder Steinen befestigt. Das ist sehr hilfreich. Sehr viele Leute laufen diesen Abschnitt nämlich im Dunkeln hoch. Jeder will den Sonnenaufgang an den Torres sehen. Die Strecke wird mit 4-4.5 Stunden angegeben.
Die Nacht ist recht mild. Es weht aber ein wenig Wind. So laufen wir mit Pullover und Regenjacke los. Das erste Stück ist relativ flach. Ab der Abzweigung wird es steiler. Nun ziehen wir die warmen Sachen aus. Nur im langärmeligen Shirt laufe ich weiter. Da es hoch geht, habe ich warm genug. Es folgt ein erster recht steiler Aufstieg. Als wir ins Tal einbiegen, geht es am Hang entlang weiter. Nach einem kurzen Abstieg folgt ein stetes auf und ab. Wir machen nur kurze Stopps um etwas zu trinken.
Anhand der Lichter sehen wir, dass noch viele andere Leute unterwegs sind. Ich habe übrigens nur meinen leichten Rucksack dabei. Darin habe ich den Pullover, die Regenjacke, Regenhose,eine Weste, etwas zu trinken und zu essen und natürlich meine Fotoausrüstung und das Geld und meine Dokumente. Meine Stöcke sind auch dabei. Auch die Handschuhe und als Mütze meinen Buff. Da die Luft recht trocken ist, trinken wir recht viel. Bei den Bächen füllen wir regelmäßig unsere Flaschen mit gutem Wasser auf.
Unter uns hören wir einen Wildbach rauschen. Ein kurzer Abstieg bringt uns runter zum Bach. Eine Brücke bringt uns ans andere Ufer. Schneller als geplant erreichen wir das Camp und Refugio Chileno am anderen Ufer. Es liegt nur ein wenig erhöht vom Bach und in einem Wald. Hier herrscht noch Stille. Wir laufen am Bach entlang weiter. Der nächste lange Abschnitt verläuft im Wald. Ein schöner Lengawald.
Schon bald müssen wir wieder auf die andere Bachseite wechseln. Da mehrere Gletscher diesen Bach mit Wasser beliefern, ist es ein mächtiges Wildwasser. Es folgt wieder ein Anstieg. Dann geht es angenehm auf und ab weiter. An den matschigen Stellen hat es immer Bretter auf dem Boden. Da viele Tagestouristen diese Tour machen, ist der Wanderweg in einem sehr guten Zustand. Im Wald haben wir ein kleines Problem. Die Mücken und Nachtfalter werden vom Licht angezogen. Sie schwirren uns vor den Augen herum. Sehr mühsam. Der nächste Anstieg bringt uns zum ehemaligen Camp Torres Base. Leider ist dieses nun schon die zweite Saison geschlossen. Nur die Toilette darf man noch benützten. Ein Ranger ist hier stationiert.
Von hier aus folgt der letzte richtig steile Aufstieg. Über viele hohe Steinstufen geht es rauf. Eine riesige Steinmoräne müssen wir erklimmen. Keuchend schleppen wir uns hoch. Bald verlassen wir den Wald und nun sind wir schutzlos dem Wind ausgeliefert. Er ist unberechenbar. Die Windrichtung ändert sich ständig. Mal bläst er nur mäßig und plötzlich kommen starke Windböen und blasen uns fast zu Boden. Auch gefährlich sind der ganze Sand und kleinen Steinchen, welche der Wind uns entgegen schleudert. Da heißt es sofort, sich vom Wind abwenden, das Gesicht schützen und mit Hilfe der Stöcke das Gleichgewicht behalten.
Im Zickzack geht es immer weiter hoch. Schließlich müssen wir das Blocksteinfeld queren. Kurz geht es runter. Langsam wird es auch immer heller. Dann folgt der letzte kurze Anstieg hoch auf die Moräne. Überwältigt bleiben wir stehen! Vor uns ragen die berühmten Torres Türme in den Himmel hoch. Es sind drei spitze, senkrechte Felszacken. Mehrere hundert Meter ragen sie in den Himmel hinauf. Beeindruckend!!
Mehr Sonne gab es leider nicht.
Wir steigen runter und können nun auch den See sehen. Als wir hier ankommen, ist es 4:30 Uhr. So haben wir nur 3.5 Stunden für den Aufstieg benötigt. Wow! Schnell suchen wir uns einen einigermaßen windgeschützten Platz. Wir ziehen alle Schichten von Kleidern an und machen es uns gemütlich. Da der Wind aber von allen Seiten kommt, werden wir regelmäßig von Sand und Steinchen besprüht. Sehr unangenehm. Etwa um 05:30 Uhr ist Sonnenaufgang. Leider spielen uns die Wolken einen Streich. Die Türme sind Wolkenfrei. Aber scheinbar hat es bei der Sonne einige Wolken. Erst später kommen ein paar Sonnenstrahlen auf die Türme. Die Rosaverfärbung bleibt aus und die Türme kommen auch nicht vollständig ins Sonnenlicht. Sehr schade! Kurz darauf Hüllen sich die Spitzen in den Nebel ein.
Die Deutschen brechen auf. Sie müssen noch den Bus am Nachmittag erreichen. In der Hoffnung, das die Türme sich nochmals zeigen, bleibe ich noch oben. In der Zwischenzeit suche ich noch den Geocache. Hier hat es tatsächlich eine Box. Der vorletzte Eintrag war im letzten März. Und Zufälle gibt es, der letzte Eintrag hat das Datum von Heute!
Nun kommt die Sonne endlich auch hier zum Vorschein. Leider bleiben die Spitzen im Nebel. Es sieht auch nich danach aus, dass sich das ändern wird. Deshalb beschließe ich um etwa 08:30 Uhr meinen Abstieg zu Beginnen. Alle anderen, welche den Sonnenaufgang verfolgt haben, sind schon längst verschwunden. Nun kommt langsam die nächste Gruppe von Leuten herauf. Beim Absteigen kommen mir sehr viele Wanderer entgegen. Es ist richtig mühsam. Nicht immer kann man kreuzen und dann muss ich warten. Auf dem gleichen Weg geht es wieder runter. Nur dass ich jetzt die Umgebung sehen kann. Eine wunderschöne Landschaft ist das hier. Beim Abstieg lasse ich mir Zeit. Ich mache viele Fotos und genieße die Natur. Kurz vor dem Refugio Chileno kommt mir das deutsche Ehepaar von gestern entgegen. Sie sind erst bei Tageslicht losgelaufen. Nach einem kurzen Wortwechsel geht es weiter. Beim Refugio sind gerade die Packpferde angekommen. Sie transportieren alles zu Refugio hoch. Beim letzten Aufstieg fliegt noch ein Kondor über mir vorbei. Leider kam er von hinten und bis ich die Kamera zur Hand habe, ist er zu weit entfernt. Hier treffe ich ein anderes deutsches Pärchen. Mit ihnen zusammen laufe ich zurück zum Camp. Etwa um 13:30 Uhr komme ich dort an. Das Wetter hat sich geändert. Es ist sehr warm, die Sonne scheint und die Wolken haben sich aufgelöst. Die Türme sind nun auch zu sehen. Die Leute, welche später hochkamen, sehen sie nun im Sonnenlicht. Das ist Schicksal! Das Wetter in Patagonien ist unberechenbar.
Zuerst suche ich mir einen besseren Zeltplatz. Tatsächlich finde ich einen, wo ich nachmittags Schatten habe. Zudem ist er auch besser vor dem Wind geschützt. Dann gehe ich duschen und esse etwas. Danach gehe ich zum Eingang, wo die Busse abfahren. Ich erfahre, dass mein geplanter Abstecher morgen möglich ist. Näheres dazu dann morgen.
Zurück im Camp versuche ich etwas zu schlafen. Schon nach einer Stunde muss ich es aufgegeben. Es ist einfach zu warm im Zelt. So gehe ich zum Refugio rüber. Dort lade ich mein iPhone auf. Dann lese ich ein wenig. Gegen sechs Uhr sehe ich dann das deutsche Ehepaar eintreffen. Wir verabreden uns für später zum Abendessen.
Das Essen ist sehr unterhaltsam. Anschließend verabschiede ich mich vom Ehepaar. Sie reisen morgen ab. Sehr müde gehe ich schlafen.